Naturpark Obere Donau |
Ist die Donau 2857 Kilometer lang, oder vielleicht doch 43 (bzw. 48) Kilometer länger? Und ist die "Donauquelle" im schwäbischen Städtchen Donaueschingen tatsächlich die Quelle dieses (nach der Wolga) zweitlängsten Flusses Europas? Nach Ansicht der Donaueschinger befindet sich diese Quelle in einem Brunnenrondell beim Donaueschinger Schloss. Quasi als Beweis steht vor dem Brunnen eine allegorische Marmorgruppe, bei der Mutter Baar ihrer jungen Tochter Donau den Weg in den Osten zeigt. Mit "Baar" wird die Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb bezeichnet. Widersprüchlich ist vor allem, dass einerseits der Brunnen als Donauquelle angegeben wird, andrerseits die Donau ihren Namen erst ab der Vereinigung zweier Quellflüsse trägt (etwa 1,7 Kilometer von der "Quelle" entfernt), der Brigach, die Mitten durch Donaueschingen fließt, und der Breg. Jeder kennt den Spruch "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg." |
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Die "Donauquelle" in Donaueschingen |
Die Breg entspringt bei Furtwangen und ist 48 km lang, die Brigach entspringt im Schwarzwald bei St. Georgen, 43 Kilometer flussaufwärts vor Donaueschingen. Der Streit ist uralt. Viele Stimmen sahen (bzw. sehen) in der Breg (oder der Brigach) die eigentliche Donau. Die Debatte wird wohl niemals ein Ende haben. |
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Griechischer Tempel an der Brigach in Donaueschingen |
Nach einer Strecke in der Ebene erreicht die Donau schließlich die Kalksteinlandschaft der weißen Jura. Doch bevor sie in dieser landschaftlich sehr eindrucksvollen Gegend ankommt, scheint sie sich in Luft aufzulösen. Zwischen den Ortschaften Immendingen und Möhringen und bei Fridingen versinkt nämlich ihr Wasser an verschiedenen Stellen in Spalten und Löchern des Untergrunds. Diese sogenannten Donauversickerungen (bzw. Donauversinkungen) führen dazu, dass sich dem Betrachter im Sommer
ein Flussbett ohne Wasser zeigt. Die Dauer der Versickerung hat in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen.
Das Wasser der Donau fließt allerdings unterirdisch weiter, bis es einige Kilometer weiter schließlich wieder an die Oberfläche kommt. |
Ab Immerdingen fließt die Donau durch den 1.350 Quadratkilometer großen Naturpark Obere Donau, der große Teile der Landkreise Tuttlingen, Sigmaringen, Zollernalb und Biberach umfasst. Er wurde 1980 gegründet und ist einer von insgesamt sieben Naturparks Baden-Württembergs. In manchen Orten innerhalb des Naturparks gibt es noch recht malerische Winkel zu sehen (auf dem folgenden Foto beispielweise ein Fachwerkhaus in Mühlheim an der Donau), obwohl die "Moderne" auch hier in die Ortsbilder teilweise sehr stark eingegriffen hat. |
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Im Naturpark Obere Donau hat sich der Fluss ein tiefes Bett durch das Juragestein der Schwäbischen Alb gegraben. In diesem Durchbruchstal der noch schmalen Donau wurden mächtige Kalkfelsen freigelegt. Einer davon ist der "Knopfmacherfelsen" bei Beuron, von dem man einen herrlichen Blick auf das Tal und das Benediktinerkloster Beuron (Erzabtei St. Martin zu Beuron) genießen kann. 1077 wurde die heutige Erzabtei als Augustiner Chorherrenstift gegründet, 1863 wurde sie als Benediktinerkloster wiederbesiedelt. |
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Kloster Beuron im Sommer |
Beuron liegt etwa in der Mitte des Durchbruchstals in einem von beeindruckenden Kalkfelsen umgebenen Talkessel. Das Kloster Beuron bildet mit seiner barocken und vom sogenannten "Beuroner Stil" geprägten Bausubstanz, seinen Kunstwerken und Urkunden ein bedeutendes Denkmal im Südwesten von Deutschland.
Das kostbare Kulturgut wird ergänzt durch die umfangreiche Klosterbibliothek und das international bekannte Vetus Latina Institut. |
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Kloster Beuron im Winter |
Der Naturpark ist auf dem größten Teil seiner Fläche durch den harten Kalk des Weißjuras geprägt. Nahezu die Hälfte der Fläche wird von Wald bedeckt, was dem Gebiet einen hohen Erholungswert zusichert. Obwohl von Natur aus die Buche die Wälder des Naturparks bestimmen würde, liegt ihr Anteil heute nur bei einem Drittel der Fläche, die Fichte hat unter dem Einfluss der Menschen längst die führende Rolle übernommen. Etwas mehr als ein Drittel der Naturparkfläche wird landwirtschaftlich genutzt.
Auf den zumeist armen Böden können die Landwirte aber kaum reich werden. |
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Der gesamte Donaulauf in Baden-Württemberg ist für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 gemeldet. Der Naturpark Obere Donau zählt zu den bedeutendsten Naturgebieten des "Ländle". Die unterschiedlichen Lebensräume bieten zahlreichen vom Aussterben bedrohten Arten ein Refugium. Sogar der Alpenbock fühlt sich hier wohl. Während die Donauauen ein wichtiger Lebensraum für Biber sind, bieten die vielen Höhlen Fledermäusen Schutz. Zwischen 2005 und 2008 wurde der Luchs zweifelsfrei nachgewiesen. Bei den Vögeln gibt es noch große Populationen von Dohlen, Uhus und Wanderfalken. Die Flora ist nicht minder reichhaltig. Über 650 unterschiedliche Farn- und Blütenpflanzen gibt es im Park, beeindruckend ist vor allem die Vielfalt an alpinen Arten. |
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Wegen seiner Naturbelassenheit und der landschaftlichen Schönheit ist der Naturpark zu einem sehr beliebten Erholungsgebiet geworden. Wichtigste Erholungsaktivität ist das Wandern, mit weit mehr als dreitausend Kilometern Wanderwege, zahlreichen Rast- und Spielplätzen.
Immer beliebter wird auch das Radwandern, zumal die Strecken entlang der Donau kaum anstrengende Höhenunterschiede aufweisen.
Weitere Sportarten im Naturpark sind das Klettern (die Kernzone zwischen Beuron und Hausen im Tal ist allerdings fürs Klettern gesperrt) und das Bootfahren. Auch hier sind aus Naturschutzgründen Teilbereiche der Donau für den Bootsverkehr gesperrt. |
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Winterlandschaft am Rande des Naturparks |
Der vielleicht bemerkenswerte Blickfang im Donautal zwischen Beuron und Hausen ist das 1100 erbaute Schloss Werenwag. "Das Schloß selbst liegt auf einem sehr kühnen Felsenvorsprung, der nach drei Seiten her in das köstliche romantische Tal, auf Wald, Wiese und Fluß hinab, und hinüber gegen Wildenstein und die hohen Felswände des Tals überraschende Aussichten gewährt" (Gustav Schwab). Das Schloss ist im Besitz des Hauses Fürstenberg, ist bewohnt und daher nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Erreichbar ist das Schloss über einen schönen Wanderweg. Ganz in der Nähe bietet der Echofelsen einen herrlichen Aussichtspunkt (auf Schloss und Tal). |
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Schloss Werenwag |
Auf der gegenüberliegende Seite des Tales thront 200 Meter über der Donau die Burganlage Wildenstein. Sie zeigt auch heute noch, besonders in der Außenanlage, fast unverändert ihren Zustand von 1554, nachdem sie von Gottfried Werner von Zimmern zu einer frühneuzeitlichen Festung umgebaut wurde. Sie beherbergt heute eine Jugendherberge []. |
Man kann beim Anblick von Schloss Sigmaringen zweifelsohne ins Schwärmen kommen und sich gedanklich ins Mittelalter versetzt sehen. Ich teile zwar nicht die beschönigende Meinung mancher Reiseführer, nach denen die Stadt Sigmaringen als die "Perle der Donau" gilt – zu wenig zusammenhängende historische Substanz ist auch hier unversehrt erhalten geblieben –, aber das mächtige Hohenzollernschloss allein entschädigt den Besucher für diese Irritation. Das Sigmaringer Schloss steht mehr als vierzig Meter über der Donau auf einem nur 20 mal 45 Meter großen Jurafels. Durch diese Lage besaß er auf drei Seiten einen natürlichen Schutz - ein besserer Bauplatz für eine mittelalterliche Burganlage ist kaum vorstellbar. |
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Schloss Sigmaringen |
Östlich von Sigmaringen flacht die Landschaft zunehmend ab. Der Naturpark Obere Donau ist auch der südwestlichste Teil des Schwäbischen Alb. Möchte man also weitere romantische Städte und Landschaften auffinden, muss man nur in Richtung Nordosten fahren. |
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Was wäre der Südwesten, gäbe es nicht die schwäbisch-alemannische Fastnacht? Charakteristisch ist die Vermummung der Teilnehmer mit "Larven“ oder auch "Schemen“ (Masken), die meist aus Holz bestehen und von Ort zu Ort variieren. |
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"Bockzunft" in Stetten am Kalten Markt |
In einer schönen Landschaft im Herzen des Naturparks "Obere Donau" gelegen ist die Gemeinde Stetten am kalten Markt. Die typische Figur der Stettener Fasnet ist der Bock. Seit Menschengedenken wird die Fasnet in Stetten, das über die närrischen Tage "Bockstadt" heißt, urwüchsig und landschaftsverbunden gefeiert. |