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REISEZIELE: LANDSCHAFTEN, ORTE, SEHENSWÜRDIGKEITEN, EVENTS

Buchheim-Museum der Fantasie


Lothar-Günther Buchheim (1918-2007) war ein deutscher Schriftsteller, Verleger, Maler, Fo­tograf, Verleger, Kunstbuch- und Romanautor, Filmemacher und Kunstsammler. Er gründete das "Buchheim-Museum der Phantasie“ in Bernried am Starnberger See.
1940 trat Buchheim als Freiwilliger in die Kriegsmarine ein und tat Dienst als Kriegs­be­richt­er­stat­ter auf Minenräumbooten, Zerstörern und U-Booten, zuletzt im Rang eines Oberleutnants. 1951 gründete er den Buchheim-Verlag. International bekannt wurde er durch seinen do­ku­men­ta­ri­schen Roman "Das Boot“ (1973) und seiner Verfilmung. "Das Boot" wurde 1981 von Wolfgang Petersen mit großem Aufwand verfilmt und wurde ein internationaler Kassenerfolg.
Unterwasser-BMW vor dem Museum

Nach dem Weltkrieg machte Buchheim aus seinen Leidenschaften einen Beruf, indem er über Kunst schrieb, Kunstkalender verlegte und sich seinem Sammelenthusiasmus hingab. Seine größte Leistung war ohne Zweifel die Sammlung von Expressionistenwerken, die er gekauft hatte, als sich kaum jemand für sie interessierte. Buchheim sammelte aber auch eine unendliche Fülle von weiteren Werken, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Plakate, Schmuck, Hin­ter­glas­bilder, Ju­gend­stil­va­sen, Karusselltiere, Druckgrafiken, Möbel, Porzellan, Keramik, Glas, Textilien, Skulpturen, Masken und Kultgegenstände aus Afrika und vieles andere mehr.
Buchheim widmete seine ganzen Energien, eine Heimat für seine Sammlung zu finden. Nach jahrzehntelanger Suche hatte Buchheim seinen Wohnort Feldafing als Standort seiner Samm­lung erkoren, doch die Feldafinger blamierten sich – aus Angst vor Besuchermassen – mit einem Bürgerbegehren gegen das Mu­seum.
Nachdem sich Dutzende von Gemeinden und Städten um das Museum beworben hatten, fiel die Entscheidung auf die Hirschwiese im Gelände der Höhenrieder Klinik in Bernried.
Figuren von Karl-Heinz Richter
Seit 2001 steht nun in Bernried am Starnberger See das "Museum der Phantasie", welches der Sam­mel­lei­denschaft von Buchheim Raum gibt. Aber nicht nur die Inhalte des Museums, sondern auch seine architektonischen Besonderheiten machen es zu etwas Besonderem. Der Architekt Günter Behnisch schuf für die Sammlungen von Lothar-Günther Buchheim einen mehr­glie­dri­gen und abwechslungsreichen Gebäudekomplex. Die zweigeschossigen Gänge bilden das Rück­grat eines lang gestreckten, zum Teil in den Hang hineingebauten Baukörpers, der in einem Steg endet, der fast zwölf Meter über dem See zu schweben scheint.
Museum mit Aussicht: Zukunftsweisende Architektur

Der Expressionismus ist eine Stilrichtung der bildenden Kunst, die im frühen 20. Jahrhundert innerhalb des deutschsprachigen Raumes in Erscheinung trat. Wie bereits zuvor im Fauvismus in Frankreich stellte sich der Expressionismus den Gestaltungsweisen des Impressionismus dia­me­tral entgegen. Charakteristisch für die expressionistischen Bildwerke sind ein freier Umgang mit Farbe und Form, eine Motivreduzierung auf markante Formelemente sowie eine Auflösung der traditionellen Perspektive. Den expressionistischen Künstlern waren nicht die wirk­lich­keits­ge­treue Weitergabe von Eindrücken und schönen Formen wichtig: Im Gegensatz zu den im­pres­sio­nistischen Malern drückten die Expressionisten ihre subjektiven Regungen aus.
Ernst Ludwig Kirchner - Badende Frauen und Kinder
Der Expressionismus wird meistens mit den beiden wichtigsten Künstlergruppen dieser Bewegung in Verbindung gebracht: "Die Brücke" und "Der Blaue Reiter". Hauptvertreter der Brücke in Dresden (1905–1913) waren Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller und Max Pechstein. Die andere maßgebliche Gruppe war die Neue Künstlervereinigung München, der unter anderen Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Franz Marc, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin angehörten. Der Blaue Reiter war eine Bezeichnung von Kandinsky und Marc für ihre Ausstellungs- und Publikationstätigkeit.
Ernst Ludwig Kirchner - Ruderer
Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) gilt als einer der größten deutschen Künstler des 20. Jahr­hunderts. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus. Kirchner war ein Grün­dungs­mit­glied der Künstlergruppe Brücke. 1937 wurde sein Werk durch die Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt. Über 600 dieser Werke wurden daraufhin verkauft oder zerstört. Ein Jahr darauf nahm er sich mit einer Schusswaffe das Leben.
Max Pechstein - Segelndes Kanu
Hermann Max Pechstein (1881-1955) war ein bedeutender deutscher Maler, Grafiker und zeitweise Mitglied der Künstlervereinigung „Brücke“. Pechstein war ein wichtiger Vertreter des deutschen Expressionismus. Er schuf vor allem Figurenbilder, teilweise mit exotischen Motiven von den Palauinseln, Stillleben sowie Landschaften und von der Kurischen Nehrung, wo er die Künstlerkolonie Nidden während seiner mehrmonatigen Aufenthalte zwischen 1909 und 1939 maßgeblich beeinflusste.

Lothar Günther Buchheim - Landschaft mit zwei Bäumen
Buchheim war im öffentlichen Bewusstsein hauptsächlich als Sammler bekannt und als Autor des Weltbestsellers "Das Boot". Doch der Maler, der er von Haus aus war, blieb weitgehend im Hin­tergrund. Umso mehr freute sich Buchheim über eine Ausstellung im Jahr 2006 von eigenen Werken in seinem Museum und meinte in seiner Begrüßungsrede: "Ich habe meine Bilder selbst noch nie so gesehen. Jetzt stehe ich davor und staune und gebe zu, dass manche gar nicht so schlecht sind."

Freilich sind es nicht nur die Expressionisten, die Besucher anziehen. Auch die Sammlung alter Flipper, skurrile Holzmännchen, Postersammlungen, afrikanische Ahnenfiguren und die drallen Frauen und Männer des Bildhauers Karl-Heinz Richter sind zum Publikumsmagnet geworden.
Gruppenbild im Cafe Littwin
Ein Highlight des Museums ist das „Café Littwin“, ein imaginärer Gastronomiebetrieb mit den lebensgroßen Figuren der Feldafinger Künstlerin Angelika Littwin-Pieper. Es ist eine bezaubernde Installation, ein poetisches Ensemble mit einer aus der Zeit gefallennen Gruppe grotesker aber liebenswerter älterer Herrschaften. Lothar-Günther Buchheim nannte die Künstlerin wegen ihrer grotesken Typen einen „weiblichen Grosz“.
Inzwischen finden jedes Jahr bis zu 100.000 Besucher den Weg nach Bernried, um Buchheims "Wunderwelt" inmitten einer traumhaften Voralpenlandschaft zu bewundern.