Auf das Bild klicken
und bei Amazon.de
bestellen

Indien
Care Plus DEET
Anti-Insekt Spray
40, 60 ml

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf das Bild klicken
und bei Amazon.de
bestellen

Die Juwelen von Simla
Die Juwelen von Simla
Ein Fall für Detective
Joe Sandilands

von Barbara Cleverly, Tatjana Kruse

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf das Bild klicken
um den Rucksack
zu bestellen

Rucksack
Cox Swain Trekkingrucksack 45l
mit hervorragenden Trageeigenschaften

 

   
Eine Seite zurück
Zum Anfang der Reise
Eisenbahnfahren in Indien
Fahrkarte kaufen und Platz reservieren: zu erst muss man herausfinden, wie der Zug, mit dem man beabsichtigt zu fahren, heißt, z.B. Train Nr.1 "KALKA MAIL". Daraufhin muss man sich an dem, diesem Zug zugeordneten Schalter anstellen, wo man kurzfristig kaum eine Chance hat, eine Karte zu bekommen, und an das Baroda House (Northern Railway Main Office) weiterverwiesen wird - das sich am anderem Ende der Stadt befindet. Dort kann man, nach Angabe von Passnummer, Geburtsdatum, Adresse u.a. endlich seine Reservierung bekommen.
Am Abend am Bahnhof finde ich zwar schnell den Bahnsteig, der Zug steht auch schon da, aber wo ist mein Abteil? Kein Schaffner ist weit und breit zu sehen, und ich frage einen vertrauenswürdigen Herr um Hilfe. Auf einer Tafel finden wir so endlich meinen Namen: "Mr ZZLLICH, Wagon Nr.1791". Dort angelangt steht mein Name auch wieder sauber aufgeschrieben: "Seat nr.25, LB (Lower berth)".
Im Abteil kühlen fünf Ventilatoren die Luft, die Fenster sind vergittert, und ein rotgekleideter Kuli wischt gerade die Sitze ab. Lautsprecher empfehlen, den Gepäckträgern nur 5 Rupien pro Gepäckstück zu geben, und es zu melden, falls mehr verlangt wird. Ein Polizist rät mir: "take care of your luggage".
Meine Abteilgenossen, alles seriös aussehende, untereinander Englisch sprechende Inder, packen nach der (pünktlichen) Abfahrt sofort ihre Decken und Leintücher aus, und machen es sich bequem. In dem Ersten-Klasse-Liegewagen ist Bettzeug anscheinend privatsache!
Die Fahrt nach Kalka ist endlos. Der Zug bleibt unzählige Male stehen: einmal mitten in der Steppenlandschaft, tageshell vom Mond beleuchtet, ein anderes Mal im Bahnhof von Irgendwo, bei ohrenbetäubendem Vogelgezwitscher. Ich schlafe ein wenig, mache ab und zu ein Auge auf und drehe mich in meinem Schalafsack auf die andere Seite.
Wir haben natürlich von innen zugesperrt.

9. Oktober
Mit der Schmalspurbahn nach Simla
Die Foothills des Himalayas sind in den niedrigen Lagen dicht bewachsen mit kleinen struppigen Bäumen mit dunkelorangen Blüten, mit Kakteen, Bambus und vereinzelten Pipals. Man sieht Affen von Ast zu Ast springen, während sich der Zug langsam die unzähligen Serpentinen hinauf quält. Viele Menschen stehen draußen am Trittbrett, und genießen Aussicht und frische Luft.
In Dharmapur Himachal (auf 1500 Meter) prägen bereits Kiefern den Landschafts­charakter, die Sonne brennt in voller Stärke, aber unser Ziel ist noch weit. Das Panorama ist großartig und langweilig zugleich, man könnte sich in den Appenninen befinden; gelbe, kahle Bergrücken stehen uns entgegen, niedriges Gestrüpp, ein paar Kakteen und wieder die Himalaya-Eiche.
Auf 2000 Meter sieht man plötzlich blühende Bäume, im Schatten der Bergrücken sogar dichte Lärchenwälder. Kleine Tempelchen mit Gebetsfahnen kündigen den Kulturkreis des Buddhismus an.

Simla gehört, wie auch Darjeeling, Mussoorie und viele andere Ortschaften zu den sogenannten "Hill Stations". Diese waren die Sommerquartiere der Kolonialzeit.
Jahr für Jahr, zu beginn der heißen Jahreszeit, zog alles, was nicht unbedingt aus dienstlichen Gründen in den Ebenen bleiben musste, in die Berge. Der Vizekönig zog vom 1800 Km entferntem Calcutta nach Simla um. Die "Hill Stations" waren für die Mehrheit der britischen Beamten die einzige Möglichkeit, ausgiebig sozialen Kontakt zu pflegen. "Picnics and adultery" sollen die Hauptvergnügungen gewesen sein.
Simla ist eine interessante Mischung aus Indien, dem viktorianischem England und einem Schuss Schweiz. Hohe Tannen, Fachwerkhäuser und rauchende Schornsteine, eine christliche Kirche und Basar-Atmosphäre vereinen sich zu einem malerischen Ort, wo Kulis mit mongolischen Zügen und europäisch gekleidete Inder das Straßenbild prägen.
Nach langer Suche nach einem (teueren) Hotel, und Ärger mit einem äußerst dummen Hotelangestellten komme ich endlich dazu, einen Tropensonnenuntergang hinter der Silhouette eines englischen Schlosses zu genießen und den Ort zu besichtigen: einen großräumigen, auf vielen Hügeln verstreuten Ort, mit altmodischen Villen, seltsamen Gerüchen, Affen die auf der Straße herumlaufen, Bettlern, Verfall, hundertjährigen Lärchen.
Die Fantasie malt sich ein Bild von früheren Zeiten, mit der Etikette der Uniformen, der feinen Gesellschaft, der Bälle, der Dienerschaft und der britischen Tradition. Und wenn man die heutigen Inder hier sieht, in ihren schäbigen, ohne Geschmack nachgeahmten europäischen Kleidern, sinniert man über die Vergänglichkeit der Dinge.
Es ist Vollmond, ich sitze unter einem alten Gazebo und denke nach. Es ist kühl. Etwas später, in einem halbleeren chinesischen Restaurant, bei westlicher Musik der 50er und 60er Jahre freue ich mich auf eine heiße Suppe.

11. Oktober
Unendlich ist die Busfahrt zurück nach Delhi, nie langweilig aber für Gelenke und Sitzfleisch eine Tortur. Dennoch liebe ich dieses kleine Indien unterwegs und am Straßenrand innigst: die Chai-"Beisln" und die scharfen Imbisse, die Überladenen Ochsenwagen, den Verkehrschaos, ja sogar den Staub, und immer wieder die Stimmung der Dämmerung.
Der Anblick der Busse, die im Gebüsch hängen, oder der frontal zusammengestoßenen Lastwagen sowie die gewagten Überholmanöver gehören allerdings nicht zu den von mir bevorzugten Erlebnissen.
Nach fast neun Stunden Fahrt erwartet mich in Delhi ein kleines Wunder: der Motorrikschafahrer sagt: "by the meter" und tatsächlich, ich muss keine Paisa mehr bezahlen, als am Taxameter steht!

Delhi, 12. Oktober
Eine angeblich wahre Geschichte: In Hardwar besaß ein wohlhabender Ingenieur einen Gemüsegarten, der so groß war, dass immer wieder Leute durch ihn gingen, um sich einen Umweg zu ersparen. Dies erboste seine Frau so sehr, dass sie den gesamten Garten mit Stacheldraht einzäunen lies. Innerhalb kürzester Zeit verlor der Garten seine Fruchtbarkeit, das Gemüse verdorrte, die Erde trocknete aus.
Eines Tages kam ein Sadhu (bettelnder Asket) vorbei und bat um etwas zu essen. Der Ingenieur bot ihm von dem wenigen an, was im Garten noch wuchs, und beklagte sich über sein Unglück. Der Sadhu versprach ihm, dass falls wieder freien Zugang zu seinem Garten gewährleist würde, dieser bald wieder zu seiner früheren Fruchtbarkeit zurückkehren würde. Genau das geschah auch und soll ein Beweis sein für die außerordentlichen Fähigkeiten und Kräfte, die solch ein heiliger Mann entwickeln kann.
Einen richtigen Sadhu erkennt man daran, dass er nicht nach Schülern sucht - sie suchen nach ihm -, nicht nach der Öffentlichkeit und dem Rampenlicht, und es ist ein Privileg, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. Der Ausdruck seines Gesichtes und die Kraft seines Blickes beeindrucken, und sind ein Beweis für die außergewöhnlichen Resultate, welche Askese und Meditation erzeugen können.

Delhi, 13. Oktober
Eine seltsame Art von Menschheit drückt sich hier herum, in diesem "Restaurant" am Connaught Place. Die konventionellen Touristen, noch sicher in ihren klimatisierten Hochburgen, lassen sich hier sowieso nicht sehen, wo der Plafond aus grüngestrichenem, vom letzten Monsun arg mitgenommenen Segeltuch ist, und ein paar verrostete Ventilatoren etwas Kühle vortäuschen. Der Blick mancher Augen, nicht zu sprechen von der sonstigen Aufmachung, deutet sofort auf Junkies, Dropouts oder Möchtegern-Yogis. Vielleicht haben sie sich einmal eingebildet, hier in Indien eine wie immer auch geartete Weisheit zu finden, in dem naiven Glauben, sie so zu erreichen, wie man im Westen Dinge kauft und konsumiert. Weisheit erlangt man aber sicher nicht durch Flucht und Illusionen, sie ist die Frucht jahrelanger geistiger Anstrengungen einiger wenigen starken Persönlichkeiten. Orangefarbene Kleidung, mit Henna gefärbte Haare, Pajamas und Kurta, Ohrringe und geschminkte Augen täuschen nicht über den Haschisch-getrübten Blick hinweg. Solche Europäer, und auch solche, die nur die Maskerade mitmachen, ernten bei den Indern nur Verachtung oder im besten Fall ein mildes Lächeln.
Dieses Land ist wie verhext. Auf der Suche nach Kachri, ein Gewürz für Seekh Kebab, lande ich in einem Bazaar, wo mich Düfte und Farben, Menschen und Licht sofort begeistern. Ein halbes Dutzend verschiedener Gurkenarten häufen sich in großen Körben: längliche und krumme, winzige oder große, glatt, grün oder gelb, oder wie die Karelas, klein und runzelig.
Dicke Sikhs verkaufen Gewürze, halbnackte zerlauste Kinder laufen hin und her, helle und dunkle Gestalten, Zeburinder und Rikschas bevölkern die Straße, es wird geklingelt und gestoßen und gehandelt, und ich weiß auf einmal, dass ich bald wiederkommen werde.
Warum eigentlich schwirren Insekten um das Licht? - Ich habe Zeit, um nichts zu tun, um zu lesen und die Menschheit zu betrachten, die mir begegnet.
Im Hotel kommt bei jeder Gelegenheit ein anderer "Boy". Einmal bringt jemand ein neues Handtuch, dann ein anderer frisches "drinking water", der Liftboy lächelt, der Portier grüßt, ein "Boy" trägt das Gepäck aufs Zimmer. Jedesmal ein neues Gesicht, ein neuer Bakschischanwärter.
Auf der Straße verkauft ein Alter ein Glas Wasser, ein Einarmiger sitzt vor einer Personenwaage und wartet auf Kunden. Alle hocken sie am Boden, und beziehen von kaum mehr als nichts ihr Einkommen.
Ein Kübel, etwas Holzkohle und eine Pfanne mit gewölbtem Boden reichen aus um knusprige Pakoras zu braten. Ein Bauchladen, frische Betelblätter, ein paar Dosen mit seltsamen Pasten und Gewürzen - und fertig ist der Paan-Verkäufer. Es soll als Atemreiniger und Verdauungshappen sehr zu empfehlen sein.
Eine dicke dunkelhäutige Frau ist jeden Tag an der selben Stelle anzufinden, auf dem Boden sitzend mit ein einigen wenigen Blumenkränzen zum Verkauf.
Mehrmals am Tage trinke ich ein Glas Mousmi-Saft (eine Art grüne Orange), treibe mich in den Buchläden herum, im unterirdischen Basar von Connaught Place oder in irgend einem anderen Geschäft. Überall will jemand etwas verkaufen, nur selten sieht man Bettler oder kleine Gruppen dunkelhäutiger Frauen aus dem Süden (Unberührbare, Stammesangehörige?) mit nackten Kindern auf dem Arm, die Zeitungen verkaufen oder die Hand zum Betteln ausstrecken.
Manchmal werde ich von heruntergekommenen abgemagerten Europäern angesprochen, die hier in der Touristengegend auf der Lauer sind. Oft sehe ich Bündel, die abends auf der Straße liegen und sich als Schlafende entpuppen, aber es sind nicht unbedingt Obdachlose, denn bei dieser Hitze flüchtet man gerne aus den überfüllten Zimmern. Weiter fallen mir die Rikschafahrer auf, die jeden Blick als Kundenwunsch betrachten, die Ohrenputzer in den Gartenanlagen, die Krokantverkäufer und Masseure, und die kleinen Angestellten die am Abend noch ein Eis essen gehen.
Es sind Hunderte von Gesichtern, die meist alle gleich unbedeutend oder hässlich aussehen, wenn man nicht hinsieht, und Gefühle, Mimik, Glück oder Leiden zeigen, wenn man ein paar Sekunden auf ihnen verweilt. Wie können sie ein solches Leben ertragen?
Nie hatte ich so viel innere Ruhe, niemals so viel Verständnis wie jetzt, für Handleser und Tongafahrer, Leprakranke und Pizza-King-Kellner. Bei all dem Unterschied in den äußeren Umständen ist doch der innere Zustand der Menschen, in ihrer Einsamkeit und Belastung, mit ihrem vorübergehenden kleinen Glück oder großen Leiden, überall auf der Welt gleich. Ein jeder muss sein Dharma (Schicksal) ertragen, bis zum Schluss.
Vor meinem Hotel hat man einen Tempel (unter einem Zeltdach) aufgebaut mit dem ganzen mir inzwischen bekannten Hindu-Olymp des Ganesha, Hanuman, Lakshmi, Saraswati, Durga, Krishna und Shiva. Der Anlass soll ein Fastentag der Frauen sein hat man mir gesagt.

Eine kurze Zusammenfassung über Delhi

New Delhi, 14. Oktober
Und so geht auch mein letzter Tag in Indien zu Ende. Mit Wehmut! Ich gehe langsam in der Altstadt spazieren, sehe Kinder spielen in Seitengassen, eine kleine Akrobatin die ihre Kunststücke vorführt, einen Hochzeitszug mit Pauken und Trompeten und einer verschleierten Braut. Bananen essen, Chai trinken, in die Hinterhöfe blicken, in das bescheidene Leben dieser bunten Menschheit.
Aber nun ist es Zeit für "chello, chello" (weiter, weiter), um drei Uhr nachts werde ich geweckt für die Fahrt zum Flughafen.

Zu weiteren Reiseberichten