weiter zurück
Home |

START
San Sebastian de La Gomera
Die ersten Erkundnungen
Vallehermoso, San Sebastian
Chipude, Valle Gran Rey
Alojera, Vallehermoso
Taguluche, Garajonay
Agulo, Vallehermoso
Bosque del Cedro
Hermigua, Agulo
La Caleta, San Sebastian
 
Interessante Links
 
Die Kosmos-Kanarenflora: Über 1000 Arten der Kanarenflora und 60 tropische Ziergehölze
Die Kosmos-Kanarenflora: Über 1000 Arten der Kanarenflora und 60 tropische Ziergehölze
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
Degollada: Zahltag auf La Gomera
Degollada: Zahltag
auf La Gomera
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
 
 
La Gomera. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen.
La Gomera. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen.
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
 
Alojera
Nach der ersten Straßenkehre fahre ich eine Seitenstraße steil bergab in Richtung Alojera. Es ist er­staunlich, welch abwechslungsreiche Landschaften hier auf eng­stem Raum zusammentreffen.
Jede Straßenkehre ein anderer Ausblick. Nach der Bewältigung eines Höhen­un­ter­schieds von über achthundert Metern lande ich im kleinen Dorf Alojera, inmitten eines dichten Palmenhains, über­lege mir kurz, ob ich hier eine Unterkunft suchen soll, entscheide mich aber dann, den Ort nur zu besichtigen und seine beein­dru­cken­de Atmosphäre in aller Ruhe zu genießen.
Bild vergrössern Bild vergrössern Bild vergrössern
Schäfer bei Alojera Die Straße nach Alojera Wasserspeicher bei Alojera
Wenn ich daran denke, dass dieser Ort bis vor wenigen Jahrzehnten nur über Maul­tierpfade er­reich­bar war, fühle ich mich hin- und hergerissen zwischen dem Ge­dan­ken, dass ich da­mals diese fantastische Aussicht nicht hätte genießen können und dem, dass ich diese beeindruckende Wildnis auf weit abenteuerlichere Weise hätte ent­decken können.
Bild vergrössern Bild vergrössern Bild vergrössern
Palmen in Alojera Alojera Prächtige Agave in Alojera
Meine Schritte führen mich (über einen steilen Weg) hinunter zur Playa de Alojera. Es ist nicht viel los zu dieser Jahreszeit. Ich gönne mir ein Glas Wein in einer klei­nen Kneipe direkt am Meer. Der Alkohol und das milder werdende Licht des spä­ten Nachmittags versetzen mich in einen fast meditativen Gemütszustand. Ich erlebe Mo­men­te des uneingeschränkten geistigen Genusses.
Bild vergrössern Bild vergrössern Bild vergrössern
Playa de Alojera Landschaft bei Alojera Ein Gläschen Wein
Bevor ich nach Vallehermoso zurückfahre, zweige ich etwas weiter oben rechts ab in Richtung Taguluche. Dieser Landstrich wirkt grandios und bedrohlich zugleich: Die Punta de Tejeleche und der Roque de Mona, zackig, dunkel gegen den ge­wit­tri­gen Him­mel­hin­ter­grund sind, im wahrsten Sinn des Wortes, atemberaubend.
Abends in Vallehermoso
Ich stehe am Ortsrand gegenüber der Bananenplantage und höre mir das Platz­kon­zert an. Damit wir uns nicht missverstehen: Es gibt keine Blaskapelle mit Kas­ta­gnet­ten, Trommeln oder anderen Mu­sik­instrumenten. Es sind die Frösche, die ihr bestes musikalisches Talent zum Besten geben. Es müssen deren Hunderte sein und sie quaken aus jeder Richtung lautstark um die Wette. Der Geräuschpegel ist kei­neswegs konstant, denn er schwillt rhythmisch an und ab, als ob ein unsichtbarer Dirigent den Taktstock schwingen würde. Es ist eine höchst erfreuliche Kakofonie. In Deutschland gälte dies ohne Frage als Ruhestörung und es wäre, fände man einen Schuldigen, ein Fall für die Gerichte.
Während sich ein warmer Nieselregen auf meine Haare setzt, höre ich diesem lär­men­den Chor auf­merksam zu. Die Tiere erzeugen die Lautstärke eines vorbei­rat­tern­den Mopeds. Es wirkt wie das "Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber", das bei Filmaufnahmen das Stimmengewirr einer Menschen­men­ge nachahmt. Doch es stört mich nicht. Im Gegenteil, es ist für mich derart überraschend und so ungewöhnlich, dass ich so konzentriert und fasziniert bin wie in einem Konzertsaal.
Bild vergrössern Bild vergrössern Bild vergrössern
Bei Vallehermoso Vallehermoso Vallehermoso (Hauptplatz)
Jetzt bin ich wirklich auf dem Dorf angekommen. Ich will hier bleiben, am Abend im Kiosko Triana ein vaso des leicht trüben und süßlichen vino natural trinken, drei Sätze mit dem Barmann wechseln, einem Riesen von einem Mann mit Pratzen wie ein Bär, auf den Regen pfeifen, mit den verein­zelten deutschen Touristen in der Bar Amaya ein paar belanglose Sätze wechseln oder mit Miguel über das Wetter reden.
Hier in Vallehermoso will ich also die ganze nächste Woche bleiben. Das Zimmer in der Dependance der Bar Amaya ist luxuriös ausgestattet, ich habe ein Badezimmer mit Erkerfenster, blicke auf den Hauptplatz, bekomme alles mit, was das Leben hier spielt, und ein Fernseher hilft mir ein wenig dazu, die Sprache besser ver­ste­hen zu lernen.
27. März
Beim Bodegon Roque Blanco (800 Meter ü.d.M.)
Ein Föhnwind tobt, dass es den Brotkorb vom Tisch weht und die Ohren dröhnen. Es ist bewölkt und der schwarze Schatten über den Bergen gibt diesen ein spek­ta­ku­lä­res, fast bedrohliches Aussehen. Über dem Bergkamm im Süden sieht man dagegen einen blauen Himmelstreifen und die Fernsicht ist ausgezeichnet. Die chistorras (eine Art gebratene Paprikawurst), der queso blanco und die leche asada mit miel de palma (Palmenhonig) als postre (Nachspeise) bringen mir, mit Hilfe einiger Glä­ser Wein, eine gelassenere Einstellung zu den Dingen. Dieser miel de palma, ein aus dem Saft der Palmen hergestellter Sirup, erinnert ein wenig an Kara­mellsirup. Ich bin schon fast süchtig danach.
Bild vergrössern Bild vergrössern Bild vergrössern
Der Roque cano Wandern bei Vallehermosos Leche asada, miel de palma
So mache ich auf meiner ersten Wanderung auf Gomera, zu diesem bizarren Roque Cano, die­sem Felsen aus Basalt, der wie ein wuchtiger Haifischzahn aussieht, eine Rast in dieser kleinen Bar gefunden.
Aus der Küche das Hacken eines Küchenmessers, der Duft gebratenen Knoblauchs, Holzrauch aus dem Kamin. Von draußen der Wind, ein fernes Vogelgezwitscher, das wiederholte Kikeriki eines Hahnes, Stimmen von Kindern beim Spiel. Es ist die Stil­le, die alle unbefriedigten Wünsche auf ihre richtigen Ausmaße zurückführt.
Ich genieße den Augenblick umso mehr, als ich noch davon überzeugt bin, dass der Rückweg nur noch ein müheloser, kurzer Spaziergang auf Schotter- oder Teerweg sein würde.


Tatsächlich gestaltet sich der Abstieg dann doch etwas anstrengender als erwartet. Es wird ein mühsames Gehen, Stolpern und Suchen - aber inmitten einer wun­der­schö­nen Natur. Der schmale Pfad, der mich durch Dornengestrüpp, Lor­beer­sträu­chern und Wacholdern führt, ist stellenweise kaum erkennbar. An einer Stel­le sieht es so aus, als hätte ich mich verirrt. Ich verliere mich im Gestrüpp. Also kehre ich um, steige auf eine kleine Anhöhe und kann von dort aus endlich einen Maultierpfad am gegenüberliegenden Bergrücken erkennen, der sich steil nach unten windet und in eine etwas breitere Schotterstraße mündet. Der Weg dorthin führt mich an einem unbewohnt aussehenden Anwesen vorbei, in dessen Nähe zwei einheimische Frauen still und nach vorne gebückt auf einem kleinen Feld arbeiten. Erfreut frage ich sie höflich und mit meinem bestem altkanarischen Akzent: "Vallehermoso?"

Ein Lächeln erhellt ihre Gesichter, sie sagen aber kein Wort. Eine der beiden zeigt mir nur mit einer langsamen Geste den Weg. Dann geht es steil hinab und je weiter ich talwärts komme, desto exo­ti­scher wird die Vegetation: Palmen, Kakteen und ganze Hänge voll mit blaugrünen Agaven. Ich komme mir vor wie in einer Wildwest-Filmlandschaft und würde mich kaum wundern, wenn ich hinter der nächsten Bie­gung des staubigen Weges plötzlich in einen Indianerhinterhalt geraten würde.