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San Sebastian de La Gomera
Die ersten Erkundnungen
Vallehermoso, San Sebastian
Chipude, Valle Gran Rey
Alojera, Vallehermoso
Taguluche, Garajonay
Agulo, Vallehermoso
Bosque del Cedro
Hermigua, Agulo
La Caleta, San Sebastian
 
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San Sebastian de La Gomera
Der erste Eindruck ist angenehm: keine Neubauruinen und Tourismusklötze, statt­des­sen ein freund­liches kleines Provinzstädtchen, in der nur rund 6000 Menschen
Die runde, von hohen Palmen umrandete Plaza de las Américas ist der Mittelpunkt der Stadt. Tagsüber sind es vor allem die Touristen, die hier ihren Kaffee schlürfen und den Blick auf den Hafen genießen. Abends treffen sich vorwiegend die jüngeren Einheimischen zum Tête-à-tête.
Nur wenige Meter entfernt befindet sich, unter den großen Lorbeerbäumen der Pla­za de la Constitution, der in allen Reiseführern aufgeführte Kiosco las Caravelas. Er ist derzeit leider in Renovierung. Gern säße ich dort im Schatten der mächtigen In­dischen Lorbeeren und schlürfte ein kühles Getränk.
Die beiden von der Plaza de las Américas ausgehenden parallelen Hauptstraßen, die Calle Ruiz de Padrón und die Calle del Medio sind die einzigen, in denen ein Hauch von Trubel herrscht. Hier findet man zusammengedrängt auf wenigen hundert Me­tern die meisten Geschäfte, Restaurants und Unterkünfte des Ortes. Aber damit ist es auch gleich vorbei: Die Straßen und die Stadt lösen sich schnell in staubige Land­schaft auf, um nahtlos in eine fantastische Canyonlandschaft überzugehen.
23. März
Beim Frühstück
Auf der Plaza de Las Americas geht es beschaulich zu - aber nicht leise. Auto- und Pressluft­hammer­lärm bilden eine gleichmäßige Geräuschkulisse, die sich mit den Stimmen aus der Bar, dem Klimpern eines in der Tasse rührenden Kaffeelöffels und dem raschelnden Geräusch eines Palmwedels mi­schen, mit dem ein eifriger Stra­ßen­keh­rer den Straßenstaub auf mein Frühstücksgebäck hoch wir­belt.
Als die Kellnerin den dritten cafe con leche bringt und die Tasse über meine Schulter hinweg auf den Tisch stellt, umweht mich ein starkes Parfum, das mir für ange­neh­me Augenblicke den Die­sel­gestank vergessen lässt.
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Tapas Die "Torre del Conde" Der Hafen
Ein paar Minuten später gesellt sich mir ein junger Deutscher mit dickem Rucksack, kurzen, aus­gefransten Jeans und völlig zerkratzten Beinen. Noch gestern, erzählt er mir, habe es auf dem Teide auf Teneriffa - mit seinen 3718 Metern immer­hin der höchste Berg Spaniens - geschneit, und es habe auch einen derart starken Sturm ge­geben, dass man sich gegen den Wind hätte hinlegen können, ohne umzufallen. Er bleibt nicht lange an meinem Tisch, aber genug, um mich etwas verunsichert zurückzulassen, auf halbem Weg zwischen dem Bedürfnis nach Muße und dem Drang nach Taten.
13 Uhr
Allmählich - aber mit welch schleppendem Tempo hat sich das vollzogen - komme ich auf der Insel an. Mit dem Schlüssel des Mietautos (eines kleinen Opel Corsa) in der Tasche und einem Glas Weiß­wein auf dem Tisch gönne ich mir eine tapa, ein Minigericht, das sich vorzüglich für einen Mittags­imbiss eignet. Die Saugknöpfe des Tintenfisches lächeln mich aus einem Bett von roten und grünen Paprika­stück­chen derart farbenfroh an, dass ich der Versuchung, zu fotografieren, nicht widerstehen kann. Jetzt erst bin ich wirklich angekommen.
An einer wenig attraktiven Industriezone vorbei schlängelt sich mein kleines Fahr­zeug die kurven­reiche Straße Richtung Norden. Kaum habe ich die letzten Häuser der Stadt hinter mir gelassen, nimmt mich schon der Reiz der Landschaft gefangen, die afrikanisch anmuted. Wüstenartig und wild überrascht sie mich nach jeder Kur­ve mit einem neuen Ausschnitt. Die Hänge sind dicht mit Agaven bewachsen, mit Feigenkakteen, allerlei struppigen Sträuchern, Wolfsmilch­ge­wäch­sen und rosetten­förmigen Sukkulenten (Aeonium) .
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Wüstenartige Landschaft Palmenlandschaft Aeonium
Einzelne Dattelpalmen verstärken noch mehr den afrikanischen Charakter. Obwohl die Insel die zweitkleinste Insel der Kanaren ist, wachsen hier die meisten Palmen - es soll deren mehr als 100.000 geben. Als ich, um einen besonders beeindruckenden Felsen zu fotografieren, einen Hang hinaufklettere, erfahre ich schmerzlich, wie man sich beim Wandern Arme und Beine zerkratzen kann. Denn Agaven können auch durch das robuste Baumwollgewebe der Jeans stechen.
Schnell verstehe ich auch, wie es die Euphorbien zu ihrem seltsamen Namen ge­bracht haben. Wenn man nämlich einen Ast abbricht, fließt eine weiße, dicke und klebrige Flüssigkeit aus der Wunde. Es heißt, man solle vermeiden, mit dem leicht ätzenden Saft in Berührung zu kommen. Die Alt­ka­na­rier verwendeten ihn angeblich zur Betäubung der Fische beim Fischfang und zur Mumifizierung ihrer Toten. Die bekannteste Euphorbienart der Welt ist übrigens der Weihnachtsstern, dessen leuch­tend rote Blätter ihn als Zimmerpflanze sehr beliebt gemacht haben.
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Roque del Sombrero Landschaft bei El Magro
Als ich zurück bin, fahre ich noch bei der Verleih­firma vorbei, denn am Auto ist bereits einiges zu beanstanden. Leider muss ich feststellen, dass weder der Ta­cho noch die Benzinuhr funktionieren, und das bei einem Auto, das erst 4500 km auf dem Buckel hat (oder haben soll). Ich bekomme anstandslos ein anderes Gefährt.
24. März
Unruhe am Morgen
Ich überlege, mit welchen Worten ich den Tagesbeginn beschreiben könnte. Soll ich vom Auf­wa­chen um sieben Uhr sprechen und vom Aus-dem-Fenster-sehen-und-eine-neue-Art-von-Licht-beobachten? Oder mit der Erinnerung an den Lärm der Müll­ab­fuhr­wagen, die hier bereits um vier Uhr Früh ihre ersten Runden drehen? Nein. Be­zeich­nender ist die Panik, die mich beim Suchen meines Schlüsselbunds überfiel. Bis zum zwei Gassen weiter geparkten Auto lief ich, um in den Taschen des darin lie­gen ge­las­se­nen Anoraks zu suchen - nichts! Alle Gepäckstücke durchwühlte ich mit ge­wis­senhafter Hast - nichts!
Und ich fand sie doch! Aber gleich nach dieser ersten Unannehmlichkeit musste ich mich schon mit der nächsten befassen, dem 8000-Peseten-Strafzettel wegen Falsch­parkens nämlich, den ich an der Windschutzscheibe vorfand. Mir war aber nicht mehr nach schlechter Laune zu Mute und so beschloss ich zwar, mich ein klein wenig zu ärgern, habe mich aber nicht dazu bewegen lassen, etwas zu unternehmen, um dem finanziellen Desaster entgegenzutreten. Ich bin früh­stücken gegangen.
Dulceria Mendoza
Beim Versuch, ein Frühstücksgebäck zu bekommen, das weder aus Blätterteig be­steht, noch vor Süße den Mund zuklebt, scheitere ich kläglich. Aber was soll's, nach dem morgendlichen Schreck bekommt alles meine wohlwollende Zustimmung, und der Wind, die plötzlich klare Luft, die weißen Wolken auf blauem Hintergrund und das gerade erwachende Leben auf der Plaza machen den Rest aus. Selbst die Press­lufthämmer wirken heute nicht so laut. - "Un otro cafe por favor."
Weiterfahrt
Irgendwann fahre ich dann los. In Richtung Nordwesten. Und wieder genügen wenige Kilometer, um meine Begeisterung zu wecken. Wieder erlebe ich diese fas­zi­nie­ren­de, sich ständig ändernde Mischung aus Afrika und Mittelmeer­lands­chaft. Die Stre­cke nach Hermigua ist zunächst durch Palmen und Sukkulenten gekennzeichnet, ge­winnt aber, da es bergaufwärts in eine andere Vegetationszone geht, binnen Kur­zem einen völlig andersartigen, üppigeren Charakter. Man sieht jetzt vereinzelte Kiefern und die Ausläufer der berühmten Lorbeerwälder.
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Hermigua Hermigua Finca in Hermigua
Lorbeer, anderswo im Mittelmeerraum erschwunden oder nur als Strauch auf­tau­chend, wächst hier auf den Kanaren zu baumhohen Exemplaren aus. Da ich mir zu­nächst einen Überblick verschaffen will, streife ich das Waldgebiet nur, um weiter nach Hermigua zu fahren, wo ich, der ich mich bereits auf einer einsamen, ver­träum­ten Insel wähnte, zeitgleich mit zwei voll geladenen, abgasspuckenden Tou­ris­tenbussen ankomme.


Das grüne Tal von Hermigua gilt als das wasserreichste der Insel. Der Rio el Cedro, der es als einzi­ger ganzjährig wassertragende Bach der Insel durchfließt, er­mög­licht ausgedehnte, auf Terrassen angelegte Bananenplantagen. Auch Eukalyptusbäume, Palmen, Drachenbäume und sogar grazile, hoch gewachsene Exemplare des Weih­nachts­sterns prägen das Ortsbild.