Wer den Klang des alten Genua kennen lernen möchte, sollte die „canterini genovesi“ (Ge­nu­eser Sän­ger) anhören mit ihrem im Mittelalter im Genueser Hafen ge­bo­renen Trallalero-Ge­sang. Es handelt sich dabei um einen typischen poly­pho­nen A-cappella-Ge­sang, der früher von den Ha­fen­ar­bei­tern ge­sun­gen wurde. "A cappella" ist eine Musik, die vollständig auf Instrumente verzichtet (ohne Kapelle) und allein auf menschliche Stim­men beruht.

Obwohl die Wurzeln dieser Gesangsform bis ins Mit­tel­alter zurückreichen, entwickelte der Tral­la­lero sei­nen ganz ei­ge­nen Gesang­stil erst Anfang des 20. Jahr­hunderts in den Kneipen unter den Arka­den des Genueser Hafenviertels. Das waren die Jahre der Hochblüte des Trallalero-Gesangs. Die musikalischen Wettstreite der Trallalero-Gruppen waren da­mals wichtige gesellschaft­li­che Ereig­nis­se.

Obwohl sich das Hafenleben wegen der Containerschifffahrt in der Zeit nach dem Zweiten Welt­krieg stark gewandelt hat, wird der Trallalero auch heu­te noch – oder sollte man vielleicht sagen "wieder"? – von einigen Gruppen in Ge­nua gepflegt. So kann es den Besuchern Genuas leicht geschehen, dass sie auf einem der alten Plätze in der Altstadt den vielstimmigen Gesang zu hö­ren bekommen. Als Genua 2004 zur Kulturhauptstadt Europas genannt wurde und viele Plätze und Palazzi liebevoll restau­riert wur­den, erlebte auch die Genueser Kultur, von der der Tralla­le­ro-Ge­sang ein prominentes Beispiel ist, eine Renaissance.

Eine Trallalero-Gruppe besteht normalerweise aus acht Männern mit den Stimm­lagen Tenor, Falsett, Bariton, Gitarre (also einer Stimme, die eine Gitarre nachahmt) und tiefer Bass. Ihr Gesang erweckt alte Volkslieder der ligurischen Küstenregion wieder zum Leben.

Da der Trallalero ausschließlich von Männern gesungen wird, ist die Falsett-Stimme die einzige hohe Stimme in der Gruppe. Frauen sind (mit sehr we­ni­gen Ausnahmen) bis heute von der Tradition des Trallalero ausgeschlossen. Die Sänger werden canterini genannt, und sie singen im Kreis. Die canterini genovesi sind italienweit ein Begriff.