Wernigerode im Harz |
Ob Goethe, Melanchthon, Raabe oder Fontane, alle waren sie in Wernigerode und erkannten deren Schönheit. Wernigerode ist eine Stadt im Harz (Sachsen-Anhalt). Nach Hermann Löns wird sie auch als die bunte Stadt am Harz bezeichnet. Die Stadt liegt am Fuße des sagenumwobenen Brockens, malerisch eingebettet in die Harzlandschaft. |
Schloss Wernigerode |
Hoch (etwa 170 Meter) über der Stadt thront majestätisch das Schloss Wernigerode. Diese Gegebenheit verschafft dem Besucher des ehemaligen Fürstensitzes einen einmaligen Blick über die angrenzende Mittelgebirgslandschaft des Harzes bis hin (bei klarem Wetter) zum Brocken. Es ist gerade diese Nähe, dieses Hineingewachsensein in die Hügel, das einen der besonderen Reize Wernigerodes ausmacht.
Das Schloss-Ensemble, wie es heute zu sehen ist, ist eine Mischung aus romantischer Ritterburg, Fachwerkrenaissance, norddeutschem Versailles und früher französischer Gotik. Bis 1929 war das Schloss der Wohnsitz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode, heute ist es ein Museum insbesondere für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Von 1990 an firmierte das Schloss zunächst als "Schlossmuseum" und dient seit 1998 als erstes deutsches museales Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. In annähernd 50 Räumen werden original eingerichtete Wohnräume des deutschen Adels vor 1918 gezeigt. |
Das Rathaus zeugt noch heute vom Selbstbewusstsein des Wernigeroder Bürgertums. Dieses Gebäude, welches das Kennzeichen der Stadt ist und das Aussehen des Marktplatzes bestimmt, ist mit seiner spitzbogigen gotischen Eingangstür, dem breiten niederdeutschen Giebel und den zwei schlanken Fachwerk-Türmen ein elegantes städtisches Aushängeschild des Bürgertums. Sein heutiges Aussehen erhielt das Rathaus nach einem Brand (1521) und einem weiteren Umbau in den Jahren 1539 bis 1544. Besonders bemerkenswert sind die geschnitzten Figuren, mit denen die Geschoss- und Dachüberstände verziert sind. Es ist zweifelsohne eines der schönsten Rathäuser Europas. |
Das Rathaus |
Die 35.000-Einwohner-Stadt Wernigerode ist eine der schönsten Fachwerkstädte des Harzes. Nur um einige Gebäude zu nennen: Das kleinste Haus der Stadt (heute ein Museum), das schiefe Haus, ein Fachwerkhaus das sich im Laufe der Jahrhunderte wegen Unterspülung durch den unterirdischen Mühlgraben auf einer Seite abgesenkt hat; das Krummelsche Haus (heute ein Gasthaus) ist ebenfalls ein Fachwerkhaus, dessen Gebälk mit vielen Schnitzereien verziert ist; die Alte Münze (heute Sitz der Harzbücherei und des Stadtarchivs) ist eines der wenigen noch erhaltenen Fachwerkhäuser mit einem steinernen Erdgeschoss aus dem 16. Jahrhundert. |
Wernigerode ist auf eine erstaunliche Art unbeschadet über die Zeit gekommen. Trotz zahlreicher Brände, Kriege und Vernachlässigung. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs machte sich Oberst Gustav Petri besonders um die Stadt verdient. Um zu verhindern, dass Wernigerode von den Amerikanern zerstört werde, weigerte er sich, die Stadt bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Das kostete ihm das Leben. Er wurde von den Nazis hingerichtet.
Nach der Wiedervereinigung waren die Gelder für die Zonenrandförderung (Westharz) versiegt, während der Ostharz hohe Subventionen für die Sanierung erhielt. Das ist im Stadtbild der Stadte leicht zu sehen. Wernigerode – wie es auch bei den anderen Städten des Ostharzesder Fall ist – glänzt heute so schön wie Omas frisch poliertes Silberbesteck. Der Glanz vergangener Zeiten ist in Wernigerode noch gut erhalten (und saniert) worden. Die Moderne mit ihren architektonischen Fremdkörpern hat noch nicht Einzug gehalten.
Ein wenig Mittelalter-Gefühl vermitteln die Reste der Stadtmauer, die im 13. Jahrhundert zum Schutz der mittelalterlichen Stadt errichtet wurde. Von diesem einst die gesamte Ansiedlung umschließenden Bollwerk sind heute noch verschiedene Türme und Mauerreste mit einer Gesamtlänge von wenigen hundert Metern erhalten. |
Eine stille Ecke |
Was weitere Sehenswürdigkeiten und Kultur betrifft, so gibt es in Wernigerode das "Harzer Kultur- und Kongresszentrum", welches mit einem großen Saal und mehreren Konferenzräumen Veranstaltungen aller Art ermöglicht. Die "Remise" des Kunst- und Kulturvereins Wernigerode wird für Konzerte und sonstige Aufführungen genutzt. |
Stilgerechter Einzug der Moderne |
Den Harz im Kleinformat gibt es im Miniaturenpark "Kleiner Harz“ im Wernigeröder Bürgerpark zu bestaunen. Der Bürgerpark bietet mit seinen Erholungsflächen, den Themengärten, der Seepromenade, dem Haustiergehege, dem Aussichtsturm und der Mineralienschlucht zudem ein ideales Ausflugsziel für die ganze Familie. |
Wernigerode |
Im Wildpark Christianental unterhalb des Schlosses gibt es einheimische, teils seltene Wildtiere wie den Luchs. Seit 2005 gibt es auch den "Hasseröder Ferienpark", ein kommerzielles Ausflugs- und Urlaubsziel mit Saunalandschaften, Wellness- und weiteren Freizeitangeboten. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der sogenannte Planetenweg, eine besondere Art eines Wanderwegs, bei dem entlang der Strecke ein maßstabsgerecht verkleinertes Modell des Sonnensystems gezeigt wird. |
Das Gefühl für die "gute alte Zeit", das Wernigerode vermittelt, kommt durch die Eisenbahn-Romantik der Harzer Schmalspurbahnen zu einem Höhepunk. Die HSB in Wernigerode ist eine Eisenbahngesellschaft, die ein zirka 140 km langes Netz von zumeist dampfbetriebenen Schmalspurstrecken im Harz betreibt. Es handelt sich heute um das längste zusammenhängende dampfbetriebene Streckennetz in Europa. |
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Dieses Netz mit der Spurweite von 1000 mm (Meterspur) besteht aus den Strecken Harzquerbahn, Selketalbahn und Brockenbahn. Auch die Anfangsbuchstaben der Strecken ergeben das Kürzel der Bahngesellschaft. Die Strecken sind ganzjährig in Betrieb. |