Balkanreise  - Reisenotizen von Bernd Zillich   
   
 
   
   
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Intermezzo in Slowenien
Die Brücke über die Drina
Finale in den Karpaten
   
 
Slowenien
 
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Dienstag, 20. Mai 2008
Dauerregen
Gibt es ein Slowenien ohne Regen? Oder ist es nur der verflixte Monat Mai mit seinen Eis­hei­li­gen, der mir, wie schon beim letzten Mal, den Spaß verdirbt? Jedenfalls scheint es mir bei diesem aussichtslosen, nassen Grau kaum angebracht zu sein, irgendwo in den Ausläufern der Julischen Alpen nach einer Unterkunft zu suchen. So  ist es nur aus reiner Neugierde, dass ich mich, gerade 30 Kilometer vor Ljubljana, zu einem Abstecher nach Westen verleiten lasse, um das Städtchen Škofja Loka (Bischoflack) in Augenschein zu nehmen [ ]. Es ist – auch das graue Wetter kann es nicht verhindern - Liebe auf den ersten Blick. Die unter Denkmalschutz stehende Stadt, ein male­risch am Zusammenfluss der Flüsse Poljanska und Selška Sora gelegenes Kleinod, hat seinen mittelalterlichen Charakter bis heute bewahrt und gilt als eine der schönsten Sloweniens. Hoch über der Stadt thront ein achthundert Jahre altes Schloss. Im alten Stadtkern folgt ein Kultur­denk­mal auf das andere, so dass ich mich auf Schritt und Tritt in vergangene Zeiten zurückversetzt fühle und kaum aus dem Staunen komme.
Für einige kurze, schwärmerische Augenblicke schwebt mir - wie im Traum - ein Bild vor Augen, wie ich im Morgengrauen in einem kleinen kargen Zimmer ohne elektrischem Licht aufwache, das rhythmische Klopfen von Hufen auf dem Kopfsteinpflaster vernehme, aus dem Fenster schaue und die altmodisch gekleideten Gestalten beobachte, die langsam mit geschulterten Hellebarden über die Steinbrücke reiten.
Das Aufwachen aus diesem Traum ist ernüchternd und schmerzvoll. Nach kurzem Umherirren muss ich feststellen, dass die wenigen Fremdenzimmer des Ortes bereits belegt sind. Bald ist meine Laune so düster wie der verhangene, regenträchtige Himmel.
Ljubljana
Es gibt kein wirkliches Leben im Regen. Ljubliana erscheint mir deshalb als Fortsetzung der Trost­losigkeit in einem größeren architektonischen Rahmen. Der von vielen Werbeprospekten von mir als fröhliche, lebendige Stadt vermutete Ort herbstelt vor sich hin. Ein kaum spürbarer dafür aber beharrlicher Nieselregen setzt Grenzen an meine Besichtigungslust. Bald sitze ich im Restaurant Zlata Ribica (zum goldenen Fischlein) bei einem Lasko Temno pivo (Bier). Teuere Preise - Slowe­nien ist Euroland - und eher bescheidene Qualität tragen sicher nicht dazu bei, mir den Aufenthalt schmack­haft zu machen. Und doch: Ist es das Bier, das meine übliche schlechte Laune bei Rei­se­anfang mildert? Oder bin ich möglicherweise gelassener geworden?
Wie dem auch sei, ich muss es zugeben: Die Altstadt von Ljubljana ist sogar bei Dunkelheit, Kälte und Regen schön, intim, und vor allem eines: "königlich und kaiserlich". Denn Ljubljana kann seine lange Zugehörigkeit zu Österreich-Ungarn nicht verheimlichen. Nicht nur, dass die Stadt mit ihrem Burghügel und der zu ihren Füßen und direkt am Fluss liegenden Altstadt auf den ersten Blick an Salzburg denken lässt, es sind auch die Kirchtürme, die Brunnen und die Jugendstilbauten, die zahlreich in der historischen Bausubstanz vertreten sind, die ans alte Österreich erinnern. Mit etwas Fantasie kann man, wenn man am von Cafés gesäumten Fluss Ljublanica entlangspaziert und an den Sommer denkt, sich ein mediterranes Flair vorstellen. Die Stadt ist in gewissem Sinn eine Melange aus österreichischer Stadt und südländischer Atmosphäre.
 
 
 
   
     
         
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